Ein Beitrag von Anja
Wir teilen das Jahr in die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Lernt man schon in der Schule. Auf das Pflanzenwachstum und damit die Versorgung mit Nahrungsmitteln lässt sich diese meteorologische Einteilung jedoch nicht übertragen. Tatsächlich sind es eher drei Jahreszeiten
- Fastenlücke (“The Hunger Gap”, Januar – Mai)
- Zeit des Überflusses („Time of Abundance“, Juni – September)
- Haltbarmach-Saison („Preservation Season“, Oktober – Dezember)1.
Während der Zeit des Überflusses sind die meisten Pflanzen so gewachsen, dass sie Früchte tragen und die Ernte ist reichlich. Hier ist viel Gemüse und Obst dabei, das sich schwer lagern lässt. Die Ernte wird zügig verbraucht – vom Feld in den Mund sozusagen.
Diese Erntezeit zieht sich bis weit in den Herbst und den ersten Frösten (und manchmal auch darüber hinaus). Das Gemüse und auch das Obst, das in dieser Zeit abfruchtet, enthält weniger Wasser und ist besser lagerbar. Es beginnt die Haltbarmach-Saison. Nach wie vor reicht die Ernte, um sich im Alltag gut zu versorgen. Gleichzeitig bleiben viele Überschüsse und das ist der beste Zeitpunkt, um Nahrung einzulagern und haltbar zu machen. Hierzu gehört das tatsächliche Lagern, aber auch das Einkochen, Sterilisieren, Trocknen und Einfrieren.
Damit ist man dann gut vorbereitet für die Zeit am Anfang des Jahres: Die Fastenlücke. Auf den Feldern ist es still, die Pflanzen sind in Winterruhe, um ihre Kräfte für das nächste Frühjahr zu sammeln. Und wenn dieses dann kommt, sprießen auch die Pflanzen. Jedoch müssen sie selbst erst wachsen, bevor sie wieder Früchte tragen können. In dieser Zeit ist froh, wer auf Vorräte aus dem letzten Jahr zurückgreifen kann.
Wer sich mit Gemüse aus dem Supermarkt versorgt, merkt davon eher wenig. Wer ausschließlich saisonale und/ oder regionale Produkte kauft schon mehr. Und durch die Solawi rücken wir noch ein Stückchen näher an diesen Rhythmus heran, mit dem Selbstversorger schon immer leben.
Wenn ab Juni/ Juli die Zucchini anfangen zu reifen, begleiten sie uns über viele Wochen. Es gibt mehr als genug davon. Tomaten und Salate halten sich nicht lange, sie sind frisch am besten (Tipp der Redaktion: Am besten sind die Tomaten nach Anlieferung am Freitagabend, wenn sie noch sonnenwarm vom Feld sind!) und Lauchzwiebel sollte man jetzt am besten schon im Gefrierfach horten, denn sie wachsen bald schon nicht mehr. Dann folgen Kürbisse, Kohle und Rüben aller Art. Dank unseres Winterbauern müssen wir uns nicht selbst um die Lagerung kümmern. Er erledigt das für uns und ab den ersten Frösten bekommen wir nur noch Lagergemüse – bis auf den verwegenen Grün- und Rosenkohl und Lauch. Hier bietet es sich auch an, die Kartoffeln und Zwiebeln aus den Winteranteilen zu Hause weiterzulagern, denn es wird noch etwas dauern, bis es davon wieder frische Exemplare geben wird. Zum Saisonwechsel von Winter auf Sommer merken auch wir die Fastenlücke. Das Lagergemüse bleibt weg und im Ernteanteil ist, was die Natur eben gerade hergeben kann: Die ersten Kräuter, feinen Salate und Blattgemüse. Erst ab Juni merkt man dann, dass die Natur wieder Fahrt aufnimmt und in die Vollen geht. Und alles beginnt von vorne.
1 Tommy Banks, Roots, Seven Dials: 2018, ISBN: 978-1409174967.