„Obacht bei der Gmiiswahl! 

Ein Fundstück von Anja 🙂

„Obacht bei der Gmiiswahl! 

Hom Sie aa a glaans Gmiisgärddla derhamm? Also iich hob anns, und durch den biologisch-dynamischn Gmüsanbau wassi seid haier, wos eine Zuchini-Schwemme is. Obber dassi vo vorna oofang: Iich hob fräihers immer gmaand, innern suu an Gärddla, dou dousd im Fürhling aweng an Salood, Reddi, Radiesla, Schwarzworrzln säer und im Summer konnsders nou der Reiher nouch erdn. Der Reiher nouch. Und nedd drei Güderwaggong vull aff aamol. Momendan gibds ba uns Domaadn. Dreißig Schdeggla hobbi im Mai neidou, im Fall daß die Schneggn a boor zammfressn. Obber haier hodds kanne Schneggn geem. Edzer gibds zu an Domaadnbrood fräi an frisch bressdn Domaadnsaft, odder Domaadn in Kaffee eindauchd. In die Ärwerd gräichi a Aggdndaschn vull Domaadn miid. Es is nou, wenni aus der U-Bahn rauskumm, a Kedschabb. Oomds gibds mid Domaadn gfüllde Domaadn, Domaadnsubbm, Domaadn-Schdobfer, Domaadn-Salaad und die Sunndooch mach mer a Domaadn-Männla. Odder wäi schon korzz erwähnd, die Zuchini. Wennsd sechs Wochn hinderanander Zuchini gessn hosd, doud mer däi wunderboorn Garddnfrüchde, däi wou nach nix schmeggn, doud mers gern exbordiern. Mer nennds aa in Zuchini-Kreisverkehr. Wer scho drei Zendner Zuchini im Garddn hodd, gräichd oomds vom Nachber fuchzg zuchini iibern Zaun glangd. Die Zuchini-Scheuna is scho bis unders Dach vull, in die Garaasch konnsd nemmer neifoohrn, alles vuller Zuchini, die Kinder und Kindeskinder wachsn die Zuchini scho aus der Goschn raus. Ommds kummd a Bsuch vonnern befreundedn Kambf-Gärdner aus der Kolonie Klingerhuuf und bringd zu unserer groußn Iiberraschung drei Robbern vull frische Zuchini miid. Morng fräih schäimers zon Nachbern niiber. Wos asuu a richdiche Wander-Zuchini is, däi is edzer um däi Zeid scho an die fuchzg mool wiederverschengd worn und hodd in jungen Jahren scho vill vo der Weld gseeng. Langsam gäids edzer aa scho middn Endiviensalood oo. Ab nächsder Wochn werri in mei Gmiisgärddla widder wäi a Kouh aff die Beede schdäih und groosn, beziehungsweise endivien. Nou gibds fräi schdadds Domaadnsafd and Endivien-Dee, banierde Endivienblädder, Endiviengulasch und wenns reengd, gemmer mid grouße Endivienblädder am Kubf in die ÄrwerdDäi Dooch hodd die Bollizei vuur an Moo gwarnd, der wou durch die Garddnkolonien in der Nordschadd middern Vierdonner vull Roude Rüüm rumfährd. Er verischerd Bassandn under Dränen, dasser bei Annahme vo an Zendner Roude Rüüm zwaa Wäschkörb Zwedschger droogibd und bro Bardie nu 50 Euro Endsorchungsgebührn zoohld. Der Moo is ein Bedrüücher, wall die Endsorchungsgebührn für Roude Rüüm bedronng edzer um däi Zeid bereiz hunderd Euro. Und außerdem: Wos will nern anner mid vier Donner Roude Rüüm und a boor Waschkörb vull Zwedschger, wenner derhamm in seiner Garddnlaube bis zon Hals in frische Bohner sidzd und die Laid, wou vobbeikummer, biddld und beddld, daß nern wenigsdns ann odder zwaa Zendner Saloodgurgn abnehmer. A boor Gurgn, sachder, konner selber b’haldn. Aus denni schnidzder für Weihnachdn glanne Gurgnmännla und belieferd dermiid in Schbillwoorngroßhandl. Als briwaader Gmissanbauer moußd erfinderisch sei.“ 

Klaus Schamberger aus Allmächd, M. und Brenzlich, A. (Hrsg.), Sadd und Dsufriedn, Koberger & Kompany Verlang, Nürnberg, 2010, S.51. 

  

Vorsicht bei der Gemüsewahl! 

Haben Sie auch einen kleinen Gemüsegarten zu Hause? Also ich habe einen und durch den biologisch-dynamischen Gemüseanbau weiß ich seit heuer, was eine Zucchini-Schwemme ist. Aber ich will von vorne anfangen: Früher dachte ich immer, in so einem Garten pflanzt man im Frühling etwas Salat, Rettich, Radieschen und Schwarzwurzeln und im Sommer kann man sie dann der Reihe nach ernten. Der Reihe nach. Und nicht drei Güterwaggon voll auf einmal. Momentan gibt’s bei uns Tomaten. Dreißig Stecklinge hab ich im Mai raus gesetzt für den Fall, dass die Schnecken ein paar wegfressen. Aber dieses Jahr gab es keine Schnecken. Jetzt gibt’s morgens zu einem Tomatenbrot noch einen frisch gepressten Tomatensaft, oder Tomaten in den Kaffee getaucht. In die Arbeit bekomme ich eine Aktentasche voll Tomaten mit. Wenn ich aus der U-Bahn komme, sind die dann Ketchup. Abends gibt’s mit Tomaten gefüllte Tomaten, Tomatensuppe, Tomatenkartoffelbrei, Tomatensalat und sonntags machen wir Tomatenmichl. Oder wie bereits kurz erwähnt, die Zucchini. Wenn man sechs Wochen hintereinander Zucchini gegessen hat, dann fängt man an diese wunderbaren Gartenfrüchte, die nach nichts schmecken, zu exportieren. Wir nennen das auch den Zucchini-Kreisverkehr. Wer bereits drei Zentner Zucchini im Garten hat, bekommt abends vom Nachbarn nochmal fünfzig über den Zaun gereicht. Die Zucchinischeune ist bereits bis unters Dach voll, die Garage kann nicht mehr befahren werden, alles voll Zucchini, den Kindern und Kindeskindern wachsen die Zucchini schon aus dem Mund. Abends kommt ein befreundeter Kampfgärtner aus der Kolonie Klingenhof zu Besuch und zu unserer großen Überraschung bringt er drei Schubkarren voll frischer Zucchini mit. Morgen früh schieben wir sie zum Nachbarn rüber. So eine richtige Wanderzucchini ist jetzt zu dieser Zeit bereits an die fünfzig Mal wiederverschenkt worden und hat in jungen Jahren schon viel von der Welt gesehen. Langsam geht es jetzt auch schon mit dem Endiviensalat los. Ab nächster Woche werde ich wieder wie eine Kuh in meinem Gemüsegarten stehen und grasen, bzw. endivien. Da gibt es dann morgens statt Tomatensaft Endivientee, panierte Endivienblätter, Endiviengulasch und wenn es regnet, gehen wir mit großen Endivienblättern auf dem Kopf zur Arbeit. Dieser Tage hat die Polizei vor einem Mann gewarnt, der mit einem Viertonner voll Roter Bete durch die Gartenkolonien der Nachbarschaft fährt. Er sichert Passanten unter Tränen, dass er bei der Abnahme von einem Zentner Rote Bete zwei Wäschekörbe voll Zwetschgen für umsonst dazu gibt und pro Partie noch 50 Euro Entsorgungsgebühren zahlt. Der Mann ist ein Betrüger, weil die Entsorgungsgebühren für Rote Bete derzeit bereits 100 Euro betragen. Und außerdem: Was will man denn mit vier Tonnen Roter Bete und ein paar Wäschekörben voll Zwetschgen, wenn man zu Hause in der Gartenlaube bis zum Hals in frischen Bohnen sitzt und die Leute, die vorbeikommen, bittet und anbettelt, dass sie wenigstens einen oder zwei Zentner Salatgurken abnehmen? Ein paar Gurken könne man ja selber behalten. Aus denen kann man dann zu Weihnachten kleine Gurkenmännchen schnitzen und damit den Spielwarengroßhandel beliefern. Als privater Gemüsebauer muss man erfinderisch ein. 


 

 

 

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